Der aus 50 Teilen bestehende Bilderzyklus „Moses‟ von Uriel Birnbaum erzählt die biblische Geschichte des Propheten Moses. Von seiner Geburt beginnend stellen die Bilder die wichtigsten Ereignisse der Geschichte Moses dar, wie beispielsweise die Flucht nach Midian oder den Auszug aus Ägypten. Im Judentum gilt Moses als eine der zentralen Figuren der religiösen Tradition.
Der Dichter und Maler Uriel Birnbaum (1894–1956) wurde am 13. November 1894 als jüngster Sohn des zionistischen Vordenkers Nathan Birnbaum in Wien geboren. Sein Vater prägte den Begriff „Zionismus‟, wendete sich jedoch später gegen die Bewegung und unterstützte nationalautonome jüdische Bestrebungen in der Diaspora, sowie das orthodoxe Judentum.
Sein künstlerisches Schaffen begann bereits im Kindesalter – mit 11 Jahren zeichnete er erste Karikaturen und mit 13 Jahren entstanden seine ersten literarischen Arbeiten, beeinflusst von Edgar Allen Poe. Die Grundlage seines gesamten künstlerischen Schaffens war eine tiefe Religiosität, die sein ganzes Weltbild entscheidend prägte. Während eines dreijährigen Aufenthalts in Berlin (1911–1914) entstanden seine ersten grafischen Zyklen. Er entwickelte eine Technik flächig aquarellierter Federzeichnungen mit farbigen Tuschen, die er bei späteren Arbeiten immer wieder anwendete. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte Uriel zurück nach Wien, wo er den Zyklus „Biblische Köpfe‟ in Tusche schuf. Daneben entstanden zahlreiche literarische Werke. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verletzt und verlor sein linkes Bein. Trotz seiner Kriegsteilnahme blieb sein künstlerisches Schaffen ungebrochen. Im März 1916 wurden seine Werke erstmals in Wien ausgestellt. Es folgten eine Ausstellung in Stockholm (1917) und drei weitere in Wien (1918, 1919, 1924). Darüber hinaus veröffentlichte Birnbaum im April 1921 den Gedichtband „In Gottes Krieg‟. Obwohl das Interesse an seinen Arbeiten abnahm und eine Zeit zunehmender wirtschaftlicher Not folgte, entstanden in den zwanziger Jahren mehrere Bilder, darunter der letzte vollendete Zyklus „Moses‟. Der Aufenthaltsort der Originale ist bis heute unbekannt.
Mit dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland musste sich Uriel Birnbaum mit seiner Familie ins Exil begeben. Zunächst emigrierte er nach Holland. Der künstlerische Erfolg, den Birnbaum dort genoss (zwei Ausstellungen in Den Haag, 1939 und 1940), fand durch den Einmarsch deutscher Truppen im Mai 1940 ein jähes Ende, und er musste mit seiner Familie Den Haag verlassen. Während Uriel den Holocaust in Amersfoort überlebte, wurde sein Bruder Menachem im Frühjahr 1943 von der Gestapo verhaftet und im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Nach der Befreiung der Niederlande verschlechterte sich Birnbaums Gesundheitszustand rasch, sodass er aufgrund abnehmender Sehkraft die Malerei aufgeben musste. Es entstanden jedoch noch zahlreiche Gedichte, wobei er die Herausgabe des Gedichtbandes „Eine Auswahl‟ im Herbst 1957 nicht mehr erlebte.
Am 9. Dezember 1956 starb Uriel Birnbaum im Alter von 62 Jahren nach mehreren Schlaganfällen in Amersfoort.